So verbringe ich meinen Lebensabend – in einer Wohngemeinschaft auf dem Bauernhof

Die Demografie in Deutschland sagt aus, dass unsere Bevölkerungsstruktur erheblichen Veränderungen unterliegt. Unsere Lebenserwartung steigt weiter und der Großteil der Bevölkerung im deutschen Lande ist älter oder alt. Die nächsten Jahrzehnte sollen deshalb große Herausforderungen mit sich bringen. Es wird auf die regionalen Unterschiede bezüglich der wachsenden und geschrumpften Regionen hingewiesen, die Auswirkungen auf alle Politikbereiche haben können. Hinter einer starken Wirtschaft soll bitte immer eine starke Gesellschaft stehen …

Es ist so spannend alt zu werden

Müssen wir das jetzt negativ sehen? Nein, überhaupt nicht. Wie wäre es, wenn wir das Bild des Älterwerdens positiv mit einem aktiven Dasein verbinden, wo jeder Ältere bestens versorgt ist, Spaß hat, und sich nach seinen Möglichkeiten einbringt? Fakt ist doch, dass viele von uns immer jünger alt werden. Die Grenze zwischen Jung und Alt scheint immer mehr zu verschwimmen. In den Medien werden die Berichte über 70-jährige Models und älter bestaunt, dann gibt es die 80-jährige Lehrerin, die Yogakurse anbietet und den 90-jährigen Marathonläufer, der sich auf die Teilnahme im nächsten Jahr freut. Sind das Visionäre und Einzelfälle? Zum medizinischen Fortschritt gesellt sich ein verändertes Lebensgefühl. Die traditionellen Rollenbilder und die mentalen Barrieren, die von uns erwarten, wie wir uns in einem bestimmten Alter zu verhalten haben, brechen weg. Zudem weicht unser gefühltes Alter im Vergleich zum biologischen Alter oft stark ab.

Wohin, wenn die Mobilität nachlässt?

Wir Ältere spüren deutlich, wo die Reise hingeht. Die Avantgarde sind die jungen Alten von heute. Welch schöner Gedanke, dass wir nicht nur immer älter werden, sondern auch immer länger jung dabei bleiben. Was ist, wenn wir dann langsam nicht mehr so gut zurechtkommen und ein bisschen Hilfe benötigen?
Fallbeispiel Annemarie, 83 Jahre:

Annemarie ist 83 und lebt alleine in einer kleinen Etagenwohnung in Schleswig-Holstein. Sie ist immer noch sehr rüstig und fährt auch noch selbst ihr kleines Auto. Aber, seit geraumer Zeit spürt sie, dass ihre Kräfte immer mehr nachlassen. Sie möchte Vorsorge für die Zukunft treffen, wenn sie dann nicht mehr allein zurechtkommen kann. Den Gedanken an ein Altersheim verwirft sie wieder. Ihre Vorstellungen gehen dahin, beispielsweise den ganzen Tag nur sitzend in einem Sessel verbringen zu müssen, missfallen ihr.

 

Annemarie zieht in eine Senioren-WG auf einen Bauernhof

Auf diesen Hof, der von einer freundlichen Familie bewirtschaftet wird, ist sie nicht allein. Liebevoll und geduldig kümmern sich die Familie und die WG-Mitglieder umeinander. Jeder bekommt so viel Hilfe, wie er oder sie braucht, und darf im Haushalt und auf dem Bauernhof mithelfen. Eine Win-Win-Situation für den Bauern sowie den Senior. Nun blickt Annemarie aus dem Küchenfenster direkt auf die Wiese mit den Eseln. Im Bedarfsfall kann Sie verschiedene Service- und Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben einen Pflegegrad und teilen sich in zwei Wohngemeinschaften auf. Auch eine 24-Stunden-Betreuung ist hier gesichert. Das Arbeiten in dieser Seniorengemeinschaft findet Annemarie äußerst attraktiv – neben einem spannenden Hof- und Dorfleben gibt es drei Alpakas, ein Pony, 45 Hühner, eine Sau mit zurzeit fünf Ferkeln und neun Kühe mit ihren sechs Kälbern. Jeder hat hier seine Aufgabe, die mit viel Lebensfreude erledigt wird – man wird gebraucht!

Bauernhof contra Pflegeheim?

In vielen Ländern ist “Green Care” bereits ein angesagter Trend. Senioren leben auf einem Bauernhof anstatt in einem vollstationären Pflegeheim. Unsere Nachbarländer, beispielsweise die Niederlande und Dänemark, setzen das Konzept der Pflegehöfe schon länger um. Deutschland kommt hinterher und die Bauernhofresidenz findet großen Anklang bei den Hilfe- und Pflegbedürftigen unserer Gesellschafft. Mittlerweile wird dieses Programm auch auf körperlich Eingeschränkte und psychisch erkrankte Menschen ausgeweitet. Begegnungen von Jung und Alt stehen in Planung, beispielsweise durch einen regelmäßigen Besuch von Schülern aus der Grundschule und dem Kindergarten. Auch ein sogenannter Demenzgarten soll es auf dem Pflegehof geben. Eine belebende Wirkung hat diese Art der Pflege auf jeden Fall: Senioren, die bisher gerne mit Tieren zusammen waren und einen Nutzgarten hatten, fühlen sich meist sehr wohl dort.

 

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